Seizo Izumiya

Nach dem Besuch beim Gasshuku 1986 in Radolfzell weilte der JKA-Instructor Seizo Izumiya als Trainer zum zweiten Mal in Deutschland als Lehrer beim Kata Special 2009 in Wangen/Allgäu. Er kam gerade aus Südamerika, wo er in Uruguay und Brasilien unterrichtet hatte. Nach dem Kata Special ging es für eine Woche zurück nach Japan und anschließend wieder nach Europa zum Gasshuku in Norwegen.

S. Izumiya war schon in vielen Ländern als Lehrer im Einsatz, unter anderem in Australien, den USA, Indonesien sowie in Europa in Belgien, der Schweiz, Italien und Österreich. Da er Englisch spricht, wird die Kommunikation mit ihm für uns Europäer natürlich sehr erleichtert. Mit seiner konzentrierten und überzeugenden Lehrweise, gepaart mit einer gehörigen Portion Humor, gehört er mit zu den besten Instruktoren für uns Europäer.

Der JKA Instructor  wurde am 12. Oktober 1961 in Sapporo, Hokkaido, der nördlichen der vier japanischen Hauptinseln, geboren. Mit 13 Jahren fing er mit dem Karatetraining in einem Dojo unter einem damals schon alten Lehrer (Murakami)  an. Nach dem Abitur ging er zum Studium der Wirtschaftswissenschaften nach Tokyo an die Komazawa-Universität. Er setzte dort sein Karatetraining fort. An der Komazawa studierten auch solch bekannte Karateka wie Hiroshi Shirai(Italien), Anki TakahashiTakeshi Naito (Italien) sowie Takeshi Oishi. Letzterer war auch Izumiyas prägender Lehrer an der Komazawa. Während seines Studiums startete er für seine Universität im Kumite- und Kata-Einzel sowie in der Kumite-Mannschaft.

Nach Beendigung des Studiums im Jahre 1983 wurde er von der JKA zum  Instruktor-Kurs zugelassen. Die folgenden zwei Jahre durchlief er dann erfolgreich die harte Schule der „Instructor-Class“. Wie alle jungen JKA-.Instruktoren nahm er an den „All Japan Championships“ der JKA teil. 1997 errang er den Titel des Grand Champion (2. Platz Kumite und 1. Platz Kata). In den folgenden drei Jahren holte er im Kata-Shiai jeweils die Silbermedaille. Im Alter von 40 Jahren startete er zum letzten Mal in Kumite und Kata bei den JKA-Meisterschaften. Im Kata-Shiai war Bassai-sho seine bevorzugte Kata (er zieht die kürzeren Kata vor). Im Kumite war Ashi-barai mit folgendem Gyaku-tsuki seine Spezialtechnik.

Heute unterrichtet S, Izumiya einmal in der Woche im Honbu-Dojo der JKA, dreimal in seinem eigenen Dojo und zweimal Studenten in der zahnärztlichen Fakultät der Nihon-Universität (Nihon Daigaku Shigakubu). Im Rückblick auf die vergangenen dreißig Jahre stellt er auch in der JKA technische Veränderungen im Karate fest. Über die Universitäten macht sich der Einfluß des WKF-Karate bemerkbar, denn die Studenten kommen zu den japanischen Hochschulmeisterschaften von allen Stilrichtungen. Die meisten von ihnen orientieren sich im Kumite am WKF-Karate. Der Hochschulverband wird vom japanischen Dachverband Japan Karate Federation JKF (Mitglied der WKF) dominiert. So passen sich auch Studenten der JKA-Richtung der Mehrheitsströmung an. Izumiya bedauert diese Entwicklung, weil zwar viele Techniken angewandt werden, die jedoch zu schwach und ineffektiv sind, aber gleichwohl von den Kampfrichtern bewertet werden. Sollte Karate olympische Sportart werden, wird sich dieser Trend weiter fortsetzen und auch vor der JKA nicht halt machen.

Instructor Izumiya greift bei der Erklärung der Kata auf die Wurzeln aus Okinawa zurück. Er besucht auch Dojos anderer Stilrichtungen, vor allem Goju Ryu, um deren Interpretation der Techniken kennen zu lernen. Das fließt auch in sein Training mit ein. Beim Kata Special in Wangen hat er das eindrucksvoll bei den Kata Gojushiho-sho und Unsudemonstriert.

In Deutschland haben ihn die großen Teilnehmerzahlen aus allen Altersklassen, die Freude der Karateka beim Training sowie die entspannte Atmosphäre beeindruckt. Er beglückwünscht die deutschen Karateka zu ihrem Chief-Instructor Ochi, der seit fast vierzig Jahren die große Linie des traditionellen Karate, wie es von Meister Nakayama gelehrt wurde, vertritt. Leider ist das in Japan nicht mehr so und deswegen sind vor allem jüngere Instruktoren mit einigen politischen und technischen Entscheidungen der JKA-Spitze unzufrieden. Einsame Entscheidungen führen nach Izumiyas Ansicht nicht unbedingt zum Erfolg.

Was bedeutet Karate für Seizo Izumiya? Seine Antwort ist kurz und knapp: „Karate ist mein Lebensstil.“

© Dr. Fritz Wendland