Takayuki Mikami

JKA-Instructor der ersten Stunde 

Einer der großen Karatemeister der Japan Karate Assocoiation JKA ist Takayuki Mikami. Er wurde 1933 geboren und kam als Literatur-Student an der Hosei-Universität in Tokyo 1952 erstmals mit Karate in Berührung. Sein erster Lehrer wurde Kimio Ito, der langjährige Generalsekretär der JKA. Seinen 1. und 2. Dan legte der junge T. Mikami noch bei Meister Gichin Funakoshi ab, der in einer Prüfungskommission den Vorsitz führte.

Nach Abschluß seines Studiums trat er 1956 in den ersten „Instructor-Course“ der JKA ein. Diese Instruktoren-Kurse gehen auf Initiative von Masatoshi Nakayama, den langjährigen Chief-Instructor der JKA, zurück. An diesem ersten Kurs nahmen neben T. Mikami nur zwei weitere jüngere Karateka teil: Hirokazu Kanazawa und Herr Takaura. Zu jener Zeit verlief der Unterricht in Vollzeitform. Die Instruktoren-Anwärter mußten jeden Monat eine schriftlich Hausarbeit über ihre Studieninhalte anfertigen und vor ihren Ausbildern erläutern und verteidigen. Am Ende des einjährigen Vollzeitunterrichts erfolgte ein theoretisches und praktisches Examen.

Bei den ersten Instruktoren-Klassen waren die Karate-Stile in Japan noch nicht so explizit differenziert und nach außen abgeschlossen wie heute. Die alten Meister schauten noch über den Tellerrand und trainierten auch bei anderen Meistern mit unterschiedlichen Stilen. So erhielten die ersten Instructor-Class-Absolventen unter anderem Unterricht bei Gogen Yamaguchi, dem bekannten Goju-Ryu-Meister, der auf Einladung der JKA in das JKA Honbu Dojo kam. Die Instruktoren-Anwärter wurden auch in andere Dojos mit anderen Stilen zum Training geschickt. Diese Offenheit vermißt Meister Mikami bei der heutigen Instructor-Ausbildung. Die Gastdozenten und verschiedenen Meister anderer Schulen bereicherten die Ausbildung ungemein. Neben dem reinen Karatetraining wurden die Anwärter auch in allgemeiner Sportwissenschaft sowie Shiatsu unterrichtet.

Nach seinem Instructor-Examen ging T. Mikami für ein knappes Jahr an die Far-Eastern-University in Manila, um dort den ersten Karate-Kurs zu leiten. Einer seiner Schüler war der jetzige Präsident des philippinischen Karate-Verbandes, Manuel Veguillas. Nach seiner Rückkehr nach Japan wurde er bei den 2. JKA Meisterschaften 1958 zusammen mit H. Kanazawa Sieger im Kumite-Shiai, nachdem sich beide auch in der vierten Verlängerung unentschieden getrennt hatten. Das Kampfgericht hielt beide Kämpfer in dieser Begegnung für ebenbürtig und verzichtete auf eine fünfte Verlängerung. Im Kata-Shiai wurde er hinter Kanazawa zweiter, so daß letzterer mit zwei ersten Plätzen den „Grand Champion“ Titel errang. Ein Jahr später wurde dann T. Mikami mit dem Sieg im Kumite und der Kata vor Kanazawa „Grand Champion“. Auch in den folgenden drei Jahren errang Meister Mikami noch erste bis dritte Plätze in Kumite und Kata bei den JKA-Meisterschaften.

Im Jahre 1963 entsandte die JKA ihn in die USA, um dort für einige Monate an der Judo-Akademie von Kansas City Karate zu unterrichten. Nachdem er im gleichen Jahr die amerikanischen Karate-Meisterschaften in Chicago gesehen hatte, die wohl noch recht chaotisch abgelaufen waren, entschloß er sich, in den Vereinigten Staaten als Karate-Instructor zu bleiben, um die Entwicklung voranzutreiben. Er wechselte nach einem Jahr von Kansas City nach Los Angeles zur Unterstützung von Hidetaka Nishiyama, der schon früher in die USA gekommen war. Nach sieben Monaten siedelte er schließlich mit Unterstützung von Osamu Ozawa, dem 1998 verstorbenen großen Karatemeister, nach New Orleans über und eröffnete dort ein Dojo. Daneben unterrichtete er in zahlreichen Dojos im gesamten nordamerikanischen Kontinent.

Bis 1978 arbeitete er mit H. Nishiyama in der „American Amateur Karate Federation“ zusammen, danach schloß er sich der „International Shotokan Karate Federation“ ISKF mit T. Okazaki, ebenfalls JKA-Instructor, an. Zwölf Jahre war er über den nationalen Karateverband „USA Karate Federation“ auch Weltkampfrichter der WUKO.

Meister Mikamis Ziel ist die Verfestigung des traditionellen Karate in den USA, auch wenn die Mitgliederzahl stagniert. Die vielen Kompromisse, die der nationale amerikanische Verband, der sich mehrfach gespalten hat, auf Grund der internationalen Entwicklung in der „World Karate Federation“ WKF (ex-WUKO) genommen hat, fanden nicht mehr seine Unterstützung. Er hatte sich deshalb ganz auf die ISKF und die regionale Organisation „All South Karate Federation (JKA)“ im Süden der USA zurückgezogen. Nach dem Ausschluß von T. Okazaki und der ISKF aus der JKA verblieb T. Mikami fortan allein in der JKA.

Das System der „Instructor-Class“ wird in abgewandelter Form von T. Mikami als einem der Haupt-Initiatoren auch in den USA betrieben. Der Unterricht findet allerdings nicht wie im Honbu Dojo der JKA in Tokyo in Vollzeitform statt, sondern mit einem bestimmten Stundenkontingent pro Monat. Nach drei Jahren findet dann die Prüfung statt, die nach Bestehen zum Instructor „D“ führt. Damit ist dann auch die Berechtigung zur Abnahme von Kyu-Prüfungen verbunden. Weitere Lehrgänge Prüfungen führen dann zu höheren Einstufungen.

Meister Mikami ist verheiratet und hat zwei Söhne, die beide den schwarzen Gürtel im Karate haben, aber Karate nur als Hobby betreiben.

© Dr. Fritz Wendland